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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 199

1902 - Karlsruhe : Lang
— 199 — durch den Indischen und den Atlantischen Ozean wieder nach Spanien. Damit war erreicht, was Kolumbus so viele Jahre vergeblich angestrebt hatte, und zugleich die erste Weltumsegelung vollbracht. Im Lause des 17. Jahrhunderts entdeckten holländische See-sahrer das Festland von Australien, und von 1769 bis 1779 durchforschte der Engländer Cook den Großen Ozean, die Südsee und das südliche Eismeer. Unter den Seesahrern, die sich durch Entdeckungen neuer Länder Ruhm erworben haben, ist kein Denscher; gleichwohl haben schon zur Zeit des Kolumbus Deutsche nicht wenig zur Förderung der Entdeckungen beigetragen, so vor allem der Nürnberger Martin Behaim, der um das Jahr 1480 den ersten Globus, gute Land- und Seekarten herstellte und den etwa 150 Jahre zuvor erfundenen Kompaß verbesserte; serner der Sternkundige Johannes Müller aus Königsberg in Franken, der ein Instrument ersand, mit dessen Hilse die Seefahrer die geographische Breite messen konnten. In den nächsten hundert Jahren wurden von Deutschen die besten Karten gefertigt, so von dem Nürnberger Maler Albrecht Dürer und dem Kartenzeichner Gerhard Kremet:.*) Tu. König Ludwig der Vierzehnte von Arankreich. Zur Zeit, da der 30jährige Krieg begann, regierte in Frankreich König Ludwig Xiii. Er überließ seit dem Jahre 1624 die Regierungsgeschäfte seinem ersten Minister, dem Kardinal Richelieu. Richelieu war ein Mann von großem Scharfblick und von unbeugsamer Willenskraft; er setzte sich zum Ziele, daß die Gewalt des Königs eine unumschränkte und daß Frankreich der gebietende Staat in Europa sein müsse. Dieses Ziel erreichte er während seiner 18jährigen Verwaltung vollständig; der Adel, die hohe Geistlichkeit und der Bürgerstand verloren ihre politischen Rechte; Gesetz war der Wille des Königs, der nur noch in den hohen Gerichtshöfen**) eine Schranke hatte. Um die Macht des deutschen Kaisers zu vernichten, nahm Frankreich an dem 30jährigen Kriege teil, zuerst dadurch, daß Richelieu dem Könige Gustav Adolf von Schweden Hilfsgelder zahlen ließ, dann durch Aufhetzen der Mitglieder der Liga gegen Wallenstein und den Kaiser, zuletzt durch bewaffneten Einbruch in das deutsche Reichsgebiet. Richelieu erlebte den westfälischen Frieden nicht *) Nach der Sitte der Zeit übersetzte er feinen Namen ins Lateinische: Mercator. Von ihm rührt die in jedem Volksschulatlas zu findende Erdkarte „in Mercators Projektion" her. Er starb 1594 zu Duisburg. **) Sie hießen Parlamente; eine königliche Verordnung hatte nur dann Gesetzeskraft, wenn sie von den Parlamenten registriert, d. h. gebilligt und dem Gesetzbuch einverleibt wurde.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 387

1906 - München : Oldenbourg
71. Anteil hervorragender Bayern an der Entwicklung der Technik. 387 Reichenbach und Fraunhofer starben wenige Tage nacheinander im Jahre 1826 und ruhen unter den Arkaden des südlichen Friedhofs; das einfache Grabmal Fraunhofers trägt die kurze, aber bezeichnende Inschrift: Approximavit sidera. „Von alles Wissens reiner Kunde Ob eine nur an jene reicht, Die durch den Raum zum Weltengrunde Erspähend mißt, berechnend gleicht? Dem Augenlichte Geistesschwingen, Bestätigung Gedachtem bringen, Wie hehr steht solch Erringen da: Approximare sidera! (vermann Lingg.) b) Johann Baptist Stiglmaier und Ferdinand v. Miller. Die im Laufe des 18. Jahrhunderts in Deutschland fast völlig verloren gegangene Technik und Kunst des Erzgusses wurde in München aufs neue und zwar in ganz hervorragender Weise ins Leben gerufen. Schon 1819 erhielt der damalige Bildhauer und K. Münzgraveur I. B. Stiglmaier den Auftrag in Italien neben der Stempelschneidekunst auch die Erzgießkunst zu erforschen und wenn möglich praktisch zu üben. In Neapel, in einem Keller des Palazzo Caniotti, entstand >üd)t ohne große Schwierigkeiten sein erster Guß, eine zwei Fnß hohe, von dem Münchener Bildhauer Haller modellierte Phidiasfignr. Als Stiglmaier zwei Jahre später nach München zurückkehrte, wurde er mit dem Titel „Inspektor" zum Leiter der von dem Hofarchitekten Leo v. Klenze im Auftrag des Königs Maximilian I. ans dessen Privatmitteln erbauten Erzgießerei ernannt, welche man aus Furcht vor Feuersgefahr weit hinaus vor die Stadt in die sogenannten Neuhauser Felder gelegt hatte. Die damals geübte Formtedjnik war die des Wachs-Ansschmelzverfahrens, welches jedoch neben manchen Vorteilen auch viele große Nachteile hatte, so daß sich Stiglmaiers Aufmerksamkeit bald der von den Franzosen schon zu einer gewissen Vollkommenheit gebrachten Stüdformerei zuwandte, die für die Sicherheit des Gusses mannigfache Vorzüge hatte. Ein großer Flammenofen wurde gebaut, in welchem es möglich war 12 500 kg Erz auf einmal in Fluß zu bringen. Das erste daraus gegossene Standbild war die von Rauch modellierte und von dem Magistrat München bestellte Bildsäule König Max I. König Ludwig I. ließ aus eroberten französischen Kanonen den 29,2 in hohen Obelisken gießen, der heute den Karolinenplatz in München schmückt. Diesem folgten die Bildsäulen Jean Pauls für Bayreuth, des Markgrafen Friedrid) von Brandenburg für Erlangen, die erzenen Tore der Glyptothek und der Walhalla, die von Thorwaldsen in Rom modellierte Reiterstatue des Kurfürsten Maximilian n. a. m. 25*

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 488

1906 - München : Oldenbourg
488 103. Eine Fußreise mit König Max Ii. Der König war karg mit seinem Lobe; er erwartete aber auch von uns keine Schmeicheleien. Jener literarische Kreis zählte Männer genug, welche ihn in der Presse laut hätten lobpreisen können und die, was mehr ist, auch Geist und Geschick besessen hätten, ihn geschmackvoll zu preisen. Keiner von uns hat das getan und der König würde es auch von keinem begehrt haben. Das hätte auch dem ganzen Wesen unseres gegenseitigen Verhältnisses widersprochen: einen Gönner mag man öffentlich rühmen, einen treuen Freund rühmt man uur in der Stille. Die historische Gestalt dieses so originalen und doch so zart und gemischt organisierten Fürsten läßt sich in folgenden kurzen Worten plastisch skizzieren: König Maximilian förderte und ehrte Kunst und Wissenschaft, indem er mit Künstlern und Gelehrten arbeitete und lernte. Die Aristokratie des Geistes iland ihm höher als die Geburtsaristokratie. Seiner Natur nach ein humaner, aufgeklärter Absolutist, regierte er verfassungstreu und wurde zuletzt ein freisinnig-konstitutioneller Monarch aus Pflichtgefühl und Rechtssinn. Er zeigte die Liebe zu seinem Volke, indem er es mit rastloser Hingabe studierte und förderte und den eigenen Frieden an den Frieden mit seinem Volke setzte. König Max war nicht der letzten einer unter den eifrigen Hütern des guten deutschen Geistes in schwüler Zeit. Und wenn sich das bayerische Volk in den schwersten Stunden des Jahres 1870 als echt, treu und deutsch erprobt hat, wenn jetzt ein ganz anderer Geist im Lande weht als vor Jahrzehnten, wenn Bayerns Volk und Staat im neuen Deutschen Reiche eine würdigere und bedeutendere Rolle gewonnen haben als jemals im alten Deutschen Bunde, dann vergesse man angesichts alles dessen nicht, daß König Max es war, der mit redlicher, mühevoller Arbeit zu solchen Früchten den Boden bereiten half. 103. Eine Fuhreise mit König Max Ii. Von Wilhelm Heinrich Riehl. *) Es war am 4. März 1864, als König Max von Bayern die gelehrte Tafelrunde des sogenannten „Symposions" nach längerer Pause wieder einmal bei sich versammelt sah. In altgewohnter Weise hatten wir zuerst in dem traulichen, bildergeschmückten Rokokosaale der „ grünen Galerie" beim einfachsten Abendbrot und dampfender Zigarre den Vortrag eines poetischen Fragmentes angehört und von literarischen Dingen gesprochen, bis ein Wink des Königs das Zeichen zum Ausstehen gab und wir uns in das anstoßende Zimmer zum Billard verfügten. Wir spielten meist sehr lässig; denn das Spiel sollte mehr nur den Anlaß bieten uns freier zu bewegen und in Gruppen zu unterhalten und der König liebte es, während der oft äußerst langen Pausen mit dem einen oder l) Kulturgeschichtliche Charakterköpse, S. 245. Stuttgart 18993, Cotta.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 630

1906 - München : Oldenbourg
630 139. Schloß Neuschwanstein. Und wie ihr standet Mann an Mann, So soll es bleiben nun fortan, Auch wenn die Waffen rasten: Ein Volk, vereint in Freud und Leid, Dem Frieden hold, doch stark zum Streit -Wer wagt's uns anzutasten? Drum Deutschland Heil im Siegesglanz, Daß sich sein grüner Ehrenkranz In jedem Sturm erneue! Ein Hoch der Waffenbrüderschaft, Ein Hoch der deutschen Heldenkraft, Ein Hoch der deutschen Treue! 139. Schloß Neuschwanstein. Von Karl von Heigel?) „Zu bauen liebt er," schreibt König Ludwig I. über feinen jugendlichen Enkel, „vorzüglich überraschend sah ich Gebäude von ihm ausgeführt. Ich erkenne auffallende Ähnlichkeit im künftigen Ludwig Ii. mit dem politisch toten Ludwig I." König Ludwigs Ii. Bauluft, die feinen Großvater ergötzte, machte feine Minister wehklagen. Kostbar war das Haus, kostbar die Einrichtuüg; denn Ludwig baute weniger um zu wohnen als um zu schauen. (Ein anderer lieft, er baute Kulturgeschichte. Seine rätfelreiche Bautätigkeit, fein wandelbarer Geschmack in der Wahl dramatischer Stoffe für fein „Haustheater" hingen mit feiner Lektüre zusammen. Weil er oft allein war, auch den Trieb befaß sich weiterzubilden, las er zahllose Bücher. Er las ohne Auswahl, vielerlei, doch alles gründlich, am liebsten geschichtliche Werfe und unter diesen mit Vorliebe Denkwürdigkeiten und Briefe. Und da er nur deutsch und französisch las, die Literatur Frankreichs aber ihm das, was ihn am stärksten anregte, Selbstbiographien, Denkwürdigkeiten, Brieffantmlungen am reichlichsten bot, wurde der romantische Jüngling fachte, fachte zum Schwärmer für den Hof von Versailles. Es ist nicht genau, wenn man sagt, Ludwig Xiv. sei das Eins und Alles unseres Königs gewesen. Wir suchen unser Ideal unter solchen, denen wir, wenn nicht gleich, doch ähnlich werden können. In welchen Punkten stimmten aber der Bourbon und der Wittelsbacher überein? Für jenen war Kriegführen das Salz des Königtums, dieser verabscheute den Krieg. Ludwig Xiv. war für die Jagd, für das Spiel, für die Frauen, Ludwig Ii. jagte nicht, spielte nicht und blieb beim Anblick schöner Frauen gelassen. Im hohen Begriff von der Königswürde treffen beide zusammen, doch unser Ludwig, auch mit der Machtfülle jener Bourbonen ausgestattet, würde nie die Bahnen des Sonnenkönigs gewandelt sein. Bezaubert hat ihn nicht Louis der Eroberer, nicht Louis, der das Edikt von Nantes widerrief, sondern der Schöpfer und Herr von Versailles, Ludwig Xiv. in der Spiegelhalle mit dem farbigen, schimmernden Gewühl.' Und welche Ähnlichkeit hätte unser Ludwig zwischen sich und Ludwig Xv. gesunden, mit diesem Schlemmer 2) „König Ludwig Ii. von Bayern", ein Beitrag zu seiner Lebensgeschichte, S. 231 ff. Stuttgart 1893, Bonz.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 644

1906 - München : Oldenbourg
644 141. König Ludwigs Ii. Persönlichkeit. Ludwig las viel, aber wie sein Urgroßvater war er eigentlich kein besonderer Freund der Gelehrten. Doch sicherte er den Fortgang der Münchener Historischen Kommission, indem er ihr mit seinem Bruder Otto zusammen die Zinsen der Wittelsbacher Stiftung überwies. Erst unter seiner Regierung hat sich die Münchener Hochschule zur zweitgrößten in Deutschland erhoben. Bei ihrer 400 jährigen Jubelseier, an der er regen persönlichen Anteil nahm, stiftete er zur Förderung des Studiums der Geschichte ein Stipendium für jüngere Historiker. Indem er Döllinger als Liebigs Nachfolger für den Präsidenten-stuhl der Akademie ersah, hat er den rechten Mann an die richtige Stelle gesetzt. Sein früherer Stiftspropst war fortan sein wissenschaftlicher Berater, von dem er sich öfters Vorträge halten ließ, und auf die Wahl des Themas für seine Festreden in der Akademie hat er mehrfach bestimmend gewirkt; kaum konnte er den Druck abwarten und mit dem größten Interesse und Genuß pflegte er sie zu lesen. Der König war aber auch ein gediegener Kunstkenner und Knnstbenrteiler. Die Architektur ist seine Lieblingsbeschäftigung geblieben. Wenn auch die projektierte Kunststraße in München, da, wo sich jetzt die Prinzregentenstraße hinzieht, unausgeführt blieb, so sichert Ludwigs Andenken doch eine Reihe von Schöpfungen auch in seiner Hauptstadt. Des Polytechnikums und der neuen Akademie sei nur nebenbei gedacht; das Nationalmuseum wurde erst unter ihm eingeweiht, am 28. Oktober 1864. Er wünschte, daß das Musenm immer mehr eine Bildungsanstalt für Künstler, Gelehrte und insbesondere für Kunsthandwerker werden möge. In Verbindung mit den Sammlungen wurde eine Gipssormatorei, eine photographische Anstalt und eine Fachbibliothek angelegt. Im Interesse der Feuersicherheit wurden mehrfach bauliche Verbesserungen vorgenommen, auch wurde nunmehr der Garten hinzugefügt. Das Maximilianenm wurde erst 1874 vollendet. In der Residenz wurde eine Reihe von Prunkräumen im Stile Ludwigs Xiv. mit unerhörtem Luxus ausgestattet und der neue Wintergarten entzückte die wenigen Besncher durch seine märchenhafte Gestalt, wenn auch das Äußere keineswegs zur Verschönerung der Nordfaffade beitrug. Noch eine ganze Reihe von Profanbanten, meist im Stile der Hochrenaissance, entstand, dagegen ist die kirchenbauliche Entwicklung Münchens in dieser Zeit etwas zurückgeblieben. Auf dem Gebiete der Plastik sei hier nur das Goethemonument von Widnmann und das Denkmal Max' Ii. von Znm-busch genannt. Von Helbig rührt die kolossale Kreuzigungsgruppe auf dem Osterbichel her, ein Geschenk Ludwigs für Oberammergau. Auch sonst fehlte es den schaffenden Künstlern in München nicht an Gelegenheit zur Anregung und zur Betätigung. Die allgemeine Kunst- und Gewerbeausstellung in der Hauptstadt 1876 war von den günstigsten Folgen für den Aufschwung des deutschen und bayerischen Kunstgewerbes und in ähnlichem Sinne ist auch des Königs Bautätigkeit in den Bergen der Allgemeinheit zugute gekommen. Er hat hier das Höchste noch nicht erreicht — so wenig wie unsere Zeit — aber

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 300

1906 - München : Oldenbourg
300 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. aber doch wieder ein Beweis dafür ist, daß man die Kraft und den Trieb zu origineller Neugestaltung in sich fühlte. Unter dem feingebildeten Fürstbischof Adam .Friedrich v. Seins heim fanden die jene Zeit mehr und mehr beherrschenden Ideen der Anskläruug auch hier Aufnahme und Verbreitung; insbesondere wurde das Bolksschulweseu durch Gründung eines Schullehrerseminars gefördert. Nicht minder traf aber auch für zeitgemäße Hebung und Förderung der Universität verständnisvolle Fürsorge Seinsheims Nachfolger Franz Lndwig v. Erthal, unter dem mit großer Prachtentfaltung ihre zweite Süknlarfeier begangen wurde. Die hohe Blüte des Medizinstudiums, die ja später als ein charakteristisches Merkmal dieser Hochschule erscheint, geht in ihren Ansängen bis in diese Zeit zurück. Da begannen u. a. die Gelehrtenfamilien der Sieb old und Heine ihr gefeiertes Wirken; Philipp Franz v. Siebold, der nachherige berühmte Japanforscher erblickte hier 1796 das Sicht der Welt; Johann Georg Heine bekam einen Weltruf als Begründer der Orthopädie. Franz Ludwig von Erthal, unter dem zum letztenmal die Herrschaft über die beiden Nachbarbistümer Würzburg und Bamberg in einer Hand vereinigt war — sechsmal ist es im ganzen der Fall gewesen —, zählte zu den trefflichsten Fürsten in jenen letzten Zeiten des alten Deutschen Reiches, ein wahres Muster eines erleuchteten und gewissenhaften Regenten. Aber die vom westlichen Nachbarlande heranziehenden Stürme brachten dann im Verlauf weniger Jahre die schwersten Erschütterungen und den Zusammenbruch der ganzen alten Ordnung. Nur von vorübergehender Wirkung war der ganz in der Nähe von Würzburg erfochtene glorreiche Sieg der deutschen Waffen unter Erzherzog Karl im Jahre 1796 gewesen; bereits 6 Jahre später sah sich Fürstbischof Georg Karl v. Fechenbach durch den allgemeinen Umschwung, wie ihn der Friede von Luneville zur Folge hatte, veranlaßt in einer ergreifenden Proklamation von seinen Untertanen Abschied zu nehmen. Die geistlichen Staaten, diese eigentümlichen Gebilde des alten Deutschen Reiches, hatten aufgehört zu fein und damit tarn nun auch für Würzburg eine ganz neue Zeit. Zuerst griff die Herrschaft des pfalzbaherifchen Kurhauses in den beiden fränkischen Nachbarhochftiftern Platz; aber während Bamberg nun dauernd in diesem Verhältnis verblieb, wurde Würzburg vorübergehend noch einmal zum Mittelpunkt eines eigenen Staatswesens, das man für den früheren Groß herzog von Toskana neu gebildet hatte, das Großherzogtum Würzburg, eines jener ephemeren staatlichen Gebilde der Rheinbundszeit, dessen Dasein darum auch mit der Macht des Protektors Napoleon stand und fiel. Darauf trat zum zweitenmal und dauernd die Herrschaft Bayerns ein und 7 Jahre nach diesem für die ganze weitere Entwicklung Würzbnrgs so bedeutsamen Ereignis wurde hier in den Räumen der herrlichen Residenz im Jahre 1821 der Wittelsbacher geboren, in dessen Händen gegenwärtig die Leitung Bayerns

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 301

1906 - München : Oldenbourg
57. Der Kurfürstliche Hofbaumeister Franz Cnvillies der Ältere. 301 hegt, unser Prinzregent Luitpold, ein Umstand, der nur dazu beitrugen konnte, unsere fränkischen Lande und ihre alte Hauptstadt noch enger mit Bayerns edlem, erlauchtem Herrscherhanse zu verbinden. 57. Der kurfürstliche Hofbaumeister Franz Cuvillies der Ältere. Von Karl Trautmann.* Der 13. August des Jahres 1704 war ein Unglückstag für unser Bayerland. Seit der Morgenfrühe standen bei Höchstädt die Österreicher und Engländer in Heftigem Kampfe den Heerhaufen der verbündeten Bayern und Franzosen gegenüber. Der Augenblick war gekommen, der über die Vorherrschaft in Deutschland zwischen Habsburg und Wittelsbach entscheiden sollte. Mit einer selbst von seinen Feinden bewunderten, sieghaften Todesverachtung warf sich Max Emannel den in endlosen Scharen anstürmenden Panzerreitern entgegen und brachte sie in stundenlangem, gewaltigem Ringen dreimal zum Weichen. Doch alle seine Tapferkeit war umsonst. Das überlegene Feldherrntalent seines großen Gegners, des Prinzen Eugen, obsiegte, und als die Sonne hinabsank hinter den bewaldeten Donauhöhen, da war die Niederlage der Bayern und Franzosen entschieden, eine der blutigsten Schlachten war geschlagen und Bayern auf Jahre hinaus dem Feinde preisgegeben. Drei Tage später schrieb Max Emannel im Angesichte von Ulm jenen Brief an Ludwig Xiv., in welchem er seinem Bundesgenossen Kunde gab, daß das Kriegsglück gegen ihn entschieden habe. Damit begann für den hochstrebenden Fürsten fernab von Bayern ein nn-ftätes Wanderleben, das ihn auf ein Jahrzehnt nach Paris und in die Niederlande führte, deren Besitz ihm von Frankreich zugesichert war. Ant 1. Oktober hielt er seinen Einzug in Brüssel. Zu seinem neuen Herrschergebiete gehörte auch das Landstädtchen Soignies an der großen Heerstraße, die von Brüssel über Mons, der Heimat unseres gewaltigen Tondichters Orlando di Lasso, nach der französischen Grenze führt. Es ist eiu stiller, gartenreicher Ort, der sich um den alten Zisterzienserbau seines Kollegiatstiftes lagert und dessen fleißige Bevölkerung ihren Erwerb aus den Granitbrüchen zieht, die unweit des Städtchens zutage treten. In Soignies nun war es, wo am 23. Oktober 1695 der Mann geboren wurde, dem es auf seinem Lebensgange beschieden war der Münchener Kunst des 18. Jahrhunderts den Stempel seines Geistes tiefer einzuprägen, als irgend einer seiner altbayerischen Zeitgenossen es vermochte, und dessen Name an erster Stelle genannt werden muß, wenn von dem Schaffen jener Tage die Rede ist — Franz Cuvillies der Ältere, der Schöpfer der

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 305

1906 - München : Oldenbourg
57. Der Kurfürstliche Hofbaumeister Franz Cuvillies der Ältere. 305 Mittelpunkt der französischen Politik bildete. Auch Max Emanuel strebte nach einer solchen Kunstblüte, die zugleich der Verherrlichung des Fürsten und dem Volkswohlstände diente, und hat sie, besonders nach seiner Rückkehr aus der Verbannung im Jahre 1715, nach seinem Sinne zu verwirklichen versucht durch intensive Ausbildung der einheimischen Kräfte in den Werkstätten der tonangebenden Pariser Meister der Kunst und des Kunstgewerbes. Gewann zwar damit die französische Kunstweise bei uns immer mehr an Boden, so ist es zu einer Berufung ausländischer Architekten doch nicht mehr gekommen. Denn auch Cuvillies war für Max Emanuel kein Fremder, er galt ihm als Laudeskiud jenes Großbayern, das die spanischen Niederlande umfaßte und von dem der Fürst in hochfliegender Hoffnuug so oft geträumt am verglimmenden Wachtfeuer, in einsamen Lagerstunden, als er noch auf sein stolzes Heer blickte, vor der Höchstädter Niederlage. An Stelle Zuccalis tritt ja in der obersten Leitung des Hofbauamtes der urwüchsige Dachauer Gärtuersohu Joseph Essn er, der Begabtesten einer aus jenem so mächtig und schaffensfroh heranwachsenden Kreise junger, einheimischer Meister, die nunmehr zu Worte kommen und den Ruhm der bodenständig altbayerischen Kunst hinaustragen sollten in alle Welt. Jene schlichten, uns schier sagenhaft gewordenen Männer: der geniale Johann Michael Fischer, die Gebrüder Asam und so viele andere, die ihre begeisterten und opferfreudige:: Auftraggeber in den großsinnigen, aus unserem kernigen Bauern- und Bürgertum hervorgegangenen Prälaten fanden, die in Monumentalität der Baugesinnung es Fürsten gleichtaten. Und jubelnd drängen sich uus die Namen der stolzen Kirchen und Klöster auf die Lippen, die draußen Wache halten vor unseren Bergen: Rott am Inn, Diessen, das hochragende Andechs, Ettal, Berg am Laim — ein Hohelied der Schönheit, dem das Altbayern des 18. Jahrhunderts mitverdankt, daß es selbstbewußt und ebenbürtig treten kann neben die gleichzeitigen Werke anderer deutscher Stämme aus anderen Gebieten unserer Geisteskultur. Nicht Lessiugs Nathan der Weise allein, auch Glucks Iphigenie und Mozarts Schöpfungen, auch Effuers wunderbarer Dom zu Ottobeueru, jene Raumdichtung sondergleichen, bedeuten Großtaten deutschen Geistes, Geistestaten des katholischen Bayernstammes. Der ganze Umsang von Cuvillies' Wirken ist von der Forschung noch lange nicht klargelegt; nur was mit urkundlicher Sicherheit ihm zugehört, mag erwähnt werden. Zunächst in München der Palast des Grafen Piofasque de Non (Theatinerstraße Nr. 16) und das jetzige erzbischöfliche Palais an der Promenadestraße, zwei Bauten von eigenartig vornehmem und von dem Pariser Typus stark abweichendem Gepräge, die für den jugendlichen Künstler einen vollen Erfolg bedeuteten. Denn trotzdem Effner gleichzeitig in dem Palafte des Grafen Preyfing (der jetzigen Hypothekenbank neben der Feldherrnhalle) aus gleichem Gebiete eine Meisterleistung schuf, blieb Cuvillies fortan Kronseder. Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 20

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 413

1906 - München : Oldenbourg
76. König Ludwigs I. Jugendzeit und Lehrjahre. 413 Und zürnst du noch, wenn trunken ein Dichter dir Ausgießt des Lobes Weihungen? Zwar es sind Nur Tropfen Taus, doch deine Sonne Macht sie zu farbigen Regenbogen. Vergib, o Herr, dem Dichter, der ohne dich Verlassen stünde, fremd in der Zeit und stumm: Dein fürstlich Dasein löst den Knoten Seiner verworrenen Lebensrätsel. 76. König Ludwigs I. Jugendzeit und Lehrjahre. Von Karl Theodor von Heigel.j) „Das sollte mir die teuerste Siegesfeier sein, wenn diese Stadt, in der ich geboren bin, wieder eine deutsche Stadt sein würde!" Dies patriotische Wort wurde von dem bayerischen Kurprinzen Ludwig im Jahre 1805 zu Straßburg gesprochen, als dort Kaiserin Josephine ihr Hoflager hielt und die französischen Erfolge in Süddeutschland durch glänzende Feste feierte. Sein Wunsch aber galt dem schönen Straßburg und schmerzlich ist's, daß der Fürst den Tag nicht mehr sah, an welchem jener Traum seiner Jugend in Erfüllung ging und wieder deutsche Fahnen vom Münster wehten. Es steht szu Straßburg ein stattlicher Palast im Renaissancestil, der Zweibrücker Hof genannt, mit feinen Fassaden nach der Promenade le Broglie und der Brandgasfe gekehrt. Hier wohnte Herzog Maximilian von Pfalz-Zweibrücken, während er als Oberst des Regiments d'alsace sich in Straßburg aushielt, und in diesem Hanse erblickte sein erstgeborner Sohn Ludwig Karl August am 25. August 1786 das Licht der Welt. König Ludwig Xvi. von Frankreich und der regierende Herzog von Zweibrücken Karl August waren seine Paten. Die Geburt des Prinzen wurde um so freudiger in der Pfalz wie in Bayern begrüßt, als sie die Zukunft des Fürstenhauses sicherte; denn Karl Theodor wie der regierende Herzog von Zweibrücken waren kinderlos. Allenthalben wurden Festlichkeiten veranstaltet und herzlich gemeinte Jubelreden gehalten. Einer der Festredner in Heidelberg war Jung-Stilling. Die Stadt München entsandte eine Bürgerdeputation an den glücklichen Vater. Der nahm die Segenswünsche sehr gnädig entgegen, hob den Prinzen selbst aus der Wiege und legte ihn einem der Bürger in die Arme. „Sagt den Euern zu Hause," sprach er, „daß ich sie nicht minder liebe wie diesen meinen Sohn!" Die Nachrichten über Ludwigs Mutter, Augusta, jüngste Tochter des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt, sind nur spärlich, aber überein- 1) „Ludwig I., König von Bayern", S. 1 ff. Leipzig 1872, Dunker & Humblot.

10. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 159

1896 - Leipzig : Voigtländer
Ausbildung, namentlich durch Sebastian Vach (die Matthus - Passion), Hndel (Der Messias"), Mozart (die Opern Don Juan", Zauberflte", das Requiem), Gluck (Iphigenie in Aulis und in Tanris) und Haydn (Die Schpfung", Die Jahreszeiten"). In der B a u k u n st hatte sich der Renaiffance-Stil etwa mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts durch Hufung und Verschnrkelung der Ornamente zum sog. Barockstil entwickelt (s. Tas. X, 1). In Deutschland glnzte hauptschlich Andreas Schlter in Berlin, gleich groß als Baumeister und Bildhauer. Er schuf das Zeughaus und das knigliche Schlo, sowie das Reiterstandbild des Groen Kurfrsten (Taf. Ix, 1). Mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts ging der Barockstil in einen Stil vlliger Regellosigkeit der, den sog. Rokoko- Stil, der sein Vorbild in dem unregelmigsten Naturgebilde, der Muschel, suchte und daher alle geraden Linien mglichst verschwinden lie (s. Taf. X, 2 und 3). Dritte Periode. Vom Ausbruch der groszen sranzstschen Revolution bis zur Gegenwart 17891888. 1. Die Revolution und Napoleons I. Kaiserherrschaft 17891815 ' 79. Ursachen und Anfang der franzsischen Revolution. 1. Ursachen der Revolution. Die groe Revolution, die am Ende des 18. Jahrhunderts Frankreich vllig umgestaltete und auch die brigen Staaten Europas in heftige Kmpfe verwickelte, wurde durch das tiefe Verderben hervorgerufen, in welches das franzsische Staatswesen ge-raten war. Whrend der Regierung der Könige Ludwig Xiv. und Ludwig Xv. war durch Krieg und Verschwendung eine ungeheure Staatsschuld aufgehuft worden, die sich durch Frankreichs Teilnahme am nordamerikani-schen Freiheitskriege noch erheblich vermehrte und fortdauernd zunahm. Der hierdurch veranlat^ Abgabendruck lastete fast allein auf dem Brger-und Bauern stnde, während die beiden hheren Stnde, die G e i st l i ch -feit und der Adel, bei geringer Besteuerung fast zwei Dritteile der Lu-dereien besaen und alle hohen und eintrglichen mter inne hatten. Die Willkrherrschast seit Ludwig Xiv. hatte das Knigtum verhat ge-macht, das sittenlose Hofleben Ludwigs Xv. brachte es in Ver-achtung. Endlich war durch beredte Schriftsteller (Voltaire, Rousseau) die
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